6

 

Dante stieg im Hauptquartier der Stammeskrieger aus dem Fahrstuhl. Er roch und sah genauso mies aus, wie er sich fühlte.

Er befand sich jetzt etwa zweihundert Meter unter einer der reichsten Adressen von Boston: dem von Sicherheitszäunen umgebenen Anwesen auf Straßenniveau, das dem Orden gehörte. Die ganze Fahrt nach unten hatte er sich nichts als Vorwürfe gemacht. Gerade noch hatte er es nach drinnen geschafft, nur Minuten, bevor die Morgendämmerung ihre bleichen Finger über die Stadt ausstreckte und begann, seine UV-allergische Haut zu rösten wie ein nettes Grillsteak.

Was zugegebenermaßen der perfekte Abschluss einer Nacht gewesen wäre, über der in Neonbuchstaben SCHIMPF UND SCHANDE geschrieben stand.

Dante ging eilig den grellweißen Korridor entlang, der sich wie ein unterirdisches Labyrinth durch das Herz des Hauptquartiers wand. Er brauchte jetzt eine heiße Dusche und eine Mütze Schlaf. Er wollte nichts, als die Tagesstunden allein in seinem Privatquartier zu verschlafen. Vielleicht konnte er die nächsten zwanzig Jahre schlafen, lange genug, um sich nicht mit dem Chaos beschäftigen zu müssen, das er heute Nacht an der Oberfläche angerichtet hatte. Rettungslos verfahrene Scheiße.

„Morgen, D.“

Dante murmelte einen unterdrückten Fluch, als er die Stimme hörte, die ihn vom anderen Ende des Ganges rief. Es war Gideon, Computergenie und rechte Hand von Lucan, dem ehrwürdigen Anführer des Ordens. Gideon hatte das Hauptquartier komplett verkabelt; vermutlich hatte er Dantes Ankunft schon von dem Moment an mitverfolgt, als er das Gelände betreten hatte.

„Wo warst du, Mann? Du hättest schon vor Stunden deinen Status durchgeben sollen.“

Dante drehte sich langsam in dem langen Korridor um.

„Mein Status ist ein wenig aufgemischt worden, sozusagen.“

„Was du nicht sagst“, antwortete der andere Vampir, während er ihn über den Rand seiner eckigen, hellblau getönten Sonnenbrille schräg ansah. Er lachte in sich hinein, schüttelte seinen stacheligen, blonden Haarschopf. „Mann, siehst du vielleicht scheiße aus. Und du stinkst wie eine Giftmülldeponie.

Was zum Henker ist denn mit dir passiert?“

„Lange Geschichte.“ Dante wies auf seine zerfetzten, blutbesudelten, völlig durchweichten Sachen, nach seinem Trip flussabwärts im Mystic River starrten sie vor Dreck, Schlamm und weiß Gott was sonst noch allem. „Ich erzähl’s dir später. Jetzt brauch ich erst mal ’ne Dusche.“

„Schon eher ’ne Autowaschanlage“, pflichtete ihm Gideon bei. „Aber das muss noch etwas warten. Wir haben Gäste im Techniklabor.“

Dante spürte Unmut in sich aufsteigen. „Was für Gäste?“

„Oh, das wird dir gefallen.“ Gideon zeigte mit dem Kopf in Richtung Labor. „Komm schon. Lucan will, dass du dabei bist und deinen Senf dazugibst.“

Dante stieß einen tiefen Seufzer aus und ging neben Gideon her. Das Techniklabor, die Überwachungs- und Logistikzentrale, wo die Vampire meistens ihre Versammlungen abhielten, lag einige Korridorwindungen entfernt. Als die Glaswand in Sicht kam, sah Dante schon von Weitem, dass auch die drei anderen Krieger dort waren, seine Ersatzfamilie: Lucan, der dunkle Anführer des Ordens; Nikolai, ihr ungestümer Experte für Schusswaffen und technische Geräte; und Tegan, nach Lucan der Älteste und das tödlichste Individuum, das Dante je getroffen hatte.

Zwei Mitglieder des Ordens fehlten seit Kurzem. Rio, der vor ein paar Monaten bei einem Hinterhalt der Rogues schwer verletzt worden war und noch auf der Krankenstation lag, und Conlan, der um die gleiche Zeit bei einer Explosion auf einer der Bahnlinien der Stadt von den Rogues getötet worden war.

Als Dante die Versammlung der Stammeskrieger betrachtete, fiel sein Blick auf ein unvertrautes Gesicht. Das musste der Gast sein, den Gideon erwähnt hatte. Der fremde Vampir hatte das ordentliche, etwas geschniegelte Aussehen eines Buchhalters -  dunkler Anzug, weißes Hemd, steife graue Krawatte und glänzende schwarze Halbschuhe. Sein goldbraunes Haar war kurz geschnitten und untadelig gekämmt, keine Strähne fehl am Platz. Obwohl man sehen konnte, dass er unter seiner polierten Montur stattlich gebaut war, erinnerte er an einen dieser hübschen Jünglinge, wie man sie in Anzeigen für Designerklamotten oder teures Aftershave in den Zeitschriften der Menschen sah.

Unmutig schüttelte Dante den Kopf. „Sag mir bloß nicht, dass das einer unserer neuen Kandidaten ist.“

„Das“, sagte Gideon, „ist Agent Sterling Chase vom Dunklen Hafen Boston.“

Ein Gesetzeshüter aus dem Dunklen Hafen. Nun, das ergab irgendwie Sinn. Immerhin erklärte es seine zugeknöpfte, bürokratische Erscheinung. „Was will er denn von uns?“

„Informationen. Es geht um ein Bündnis, soweit ich verstanden habe. Der Dunkle Hafen hat ihn zu uns geschickt in der Hoffnung, dass der Orden ihnen in einer bestimmten Sache zu Hilfe kommt.“

„Zu Hilfe kommt“, knurrte Dante skeptisch. „Wir? Denen?

Du machst wohl Witze. Es ist noch gar nicht lang her, da hat uns die Normalbevölkerung der Dunklen Häfen noch als gesetzlose Randalierer beschimpft.“

Gideon, der neben ihm ging, sah ihn mit einem verkniffenen Grinsen an. „Ich glaube, eine ihrer höflicheren Formulierungen war ,Dinosaurier‘ die sich überlebt haben und ihrer Vernichtung zugeführt werden sollten‘.“

Welche Ironie, wenn man bedachte, dass die Bewohner dieser Vampirreservate nur deshalb noch existierten, weil die Krieger nach wie vor mit all ihren Kräften die Rogues bekämpften.

Schon in dunkleren Jahrhunderten der Menschheitsgeschichte, lange bevor er selbst im Italien des achtzehnten Jahrhunderts geboren wurde, war der Orden der einzige Beschützer des Vampirvolks gewesen. Damals wurden sie noch als Helden verehrt.

Seitdem hatten die Krieger auf der ganzen Welt Rogues gejagt und ausgelöscht und selbst den kleinsten Aufständen ein Ende gemacht, ehe sie eine Chance bekamen, sich auszuweiten -  und jetzt leisteten sich die Dunklen Häfen eine entspannte Haltung arroganter Zuversicht. In der modernen Epoche war die Gruppe der Rogues zahlenmäßig zunächst klein geblieben, aber seit Neuestem wieder im Anwachsen begriffen. Inzwischen hatten die Dunklen Häfen Rechtsvorschriften und bürokratische Verfahren entwickelt, laut denen Rogues wie gewöhnliche Kriminelle behandelt werden sollten, wobei man unsinnigerweise davon ausging, dass sich das Problem durch Haft und Resozialisierungsprogramme lösen ließ.

Die Stammeskrieger wussten es besser. Sie sahen die Gemetzel der Rogues aus nächster Nähe mit an, während sich der Rest der Vampirbevölkerung in seinen Reservaten verkroch und sich dort in falscher Sicherheit wiegte. Dante und seine Mitstreiter im Orden waren die einzige wirkliche Verteidigung des Stammes, und sie zogen es vor, unabhängig zu arbeiten -  manche sagten auch, an den machtlosen Gesetzen der Dunklen Häfen vorbei.

„Die bitten uns um Hilfe?“ Dante ballte seine Hände zu Fäusten, er war nicht in der Stimmung, sich mit Vampirpolitik abzugeben oder mit den Idioten, deren Beruf das war. „Ich hoffe, Lucan hat das Treffen einberufen, damit wir denen beweisen, dass wir Wilde sind, indem wir ihren verdammten Boten umlegen.“

Gideon kicherte, als die Glastüren des Labors vor ihnen aufschwangen. „Versuch mal, den guten Agenten Chase nicht gleich zu verscheuchen, bevor er eine Chance hatte, zu erklären, warum er gekommen ist. Kriegst du das hin, D.?“

Gideon betrat den Raum. Dante folgte ihm in die geräumige Kommandozentrale und nickte Lucan und seinen Brüdern respektvoll zu. Dann wandte er sich dem Agenten zu und begegnete ruhig seinem Blick. Der Zivilvampir erhob sich von seinem Stuhl am Konferenztisch und musterte Dantes blutige, zerschlagene Erscheinung mit unverhohlenem Abscheu.

Jetzt war er doch verdammt froh, vor dem Treffen keine Säuberungspause eingelegt zu haben. Um ihn weiter zu brüskieren, ging Dante auf den Agenten zu und hielt ihm seine dreckverschmierte Hand zur Begrüßung hin.

„Sie müssen der Krieger Dante sein“, sagte der Abgesandte des Dunklen Hafens mit tiefer, kultivierter Stimme. Er ergriff Dantes ausgestreckte Hand und schüttelte sie kurz. Der Agent schnüffelte fast unmerklich, seine feinen Nasenflügel zitterten, als sie Dantes Gestank erfassten. „Was für eine Ehre, Sie kennenzulernen. Ich bin Agent Sterling Chase vom Dunklen Hafen Boston. Special Agent, mit erweiterter Handlungsbefugnis“, fügte er lächelnd hinzu. „Aber lassen wir doch die Formalitäten, ich bitte Sie alle, mich anzusprechen, wie Sie möchten.“

Dante grunzte nur. Er musste sich zusammennehmen, um nicht die Anrede zu verwenden, die ihm auf der Zunge lag.

Stattdessen ließ er sich in den Sessel neben dem Agenten fallen und starrte ihn weiterhin kühl an.

Lucan räusperte sich. Mehr brauchte er als Ältester des Ordens nicht zu tun, um den Vorsitz des Treffens zu übernehmen.

„Jetzt, wo wir alle hier sind, lasst uns zur Sache kommen. Agent Chase bringt uns beunruhigende Neuigkeiten vom Dunklen Hafen in Boston. Dort werden seit Kurzem eine Menge junger Vampire vermisst, und er bittet den Orden um Hilfe, sie zu finden und gegebenenfalls zu bergen. Ich habe ihm zugesagt.“

„Ist ja nicht direkt unser Job, Such- und Rettungsteam zu spielen“, meinte Dante, seinen Blick fest auf den Zivilisten geheftet, und rund um den Tisch erhob sich von den anderen Kriegern ein zustimmendes Knurren.

„Das ist wahr“, stimmte Nikolai grinsend ein. Er war in Russland geboren, sein langes sandfarbenes Haar, das ihm ins Gesicht fiel, konnte die winterliche Kälte seiner eisblauen Augen kaum verbergen. „Wir sind mehr als ein Vermisstensuchkommando.“

„Es geht hier um mehr als nur ein paar Vampire, die während der Ausgehsperre herumstreunen und ein paar hinter die Ohren brauchen“, sagte Lucan. Sein grimmiger Ton sorgte sofort für Ruhe im Raum. „Agent Chase wird es uns erklären.“

„Letzten Monat verließ eine dreiköpfige Gruppe junger Leute den Dunklen Hafen, um auf eine Raveparty irgendwo in der Innenstadt zu gehen. Sie kamen nie zurück. Eine Woche später verschwanden zwei andere. Und seither werden aus unseren Reservaten im Großraum Boston jede Nacht Vermisste gemeldet.“ Agent Chase griff in eine Aktentasche, zog einen dicken Aktenordner heraus und warf ihn auf die Mitte des Konferenztisches. Aus der Kartonhülle rutschte etwa ein Dutzend Fotos heraus -  die lächelnden Gesichter von jungen Vampirmännern.

„Und das sind nur die gemeldeten Vermissten. In der Zeit, die ich hier bei Ihnen bin, haben wir vermutlich schon wieder ein paar Fälle mehr.“

Dante blätterte die Fotografien durch und gab dann den Ordner weiter. Das konnten nicht alles Ausreißer sein. Das Leben in den Dunklen Häfen konnte für junge Männer, die der Welt etwas beweisen wollten, schon sehr langweilig sein, aber es war doch nicht so schlimm, dass sie gruppenweise von dort ausrissen. „Hat man keinen von ihnen gefunden? Sind sie nirgends gesehen worden? So viele Vermisste in so kurzer Zeit -  darüber muss doch jemand etwas wissen.“

„Es wurden nur ein paar gefunden.“

Chase zog einen zweiten Ordner aus seiner Aktentasche, bedeutend dünner als der erste. Er entnahm ihm einige Fotos und breitete sie vor sich auf dem Tisch aus. Es waren Autopsiefotos.

Drei Zivilvampire der aktuellen Generation, vermutlich keiner von ihnen über fünfunddreißig. Auf jedem Foto starrte ein Paar blickloser Augen in die Kameralinse, die Pupillen zu hungrigen Schlitzen verengt, die ursprüngliche Farbe der Iris im lohgelben Glanz der Blutgier verfärbt.

„Rogues“, zischte Niko.

„Nein“, erwiderte Agent Chase. „Sie starben in einem Anfall von Blutgier, aber sie waren noch nicht mutiert. Sie waren keine Rogues.“

Dante erhob sich von seinem Stuhl und lehnte sich über den Tisch, um sich die Bilder genauer anzusehen. Sofort stach ihm die Kruste von getrocknetem rosafarbenen Schaum um die erschlafften Münder der Toten in den Blick. Die gleiche Art von Speichelrückständen, die ihm heute Nacht an seinem Angreifer vor dem Club aufgefallen war. „Irgendeine Idee, was sie getötet hat?“

Chase nickte. „Eine Überdosis Drogen.“

„Hat einer von euch von einer neuen Clubdroge gehört, die Crimson, also Purpur, genannt wird?“, fragte Lucan seine Stammeskrieger. Keiner hatte davon gehört. „Soweit Agent Chase mir erzählt hat, ist das ein besonders widerliches Zeug, das neuerdings vermehrt bei unseren Jugendlichen auftaucht. Es ist ein Stimulans von schwach halluzinogener Wirkung, das kurzzeitig auch Stärke und Ausdauer steigert. Aber das ist nur der Anfang.

Richtig spaßig wird es fünfzehn Minuten nach der Einnahme.“

„Genau“, sagte Agent Chase. „Wird dieses rote Pulver verzehrt oder inhaliert, spürt man bald extremen Durst und abwechselnd fiebrige Hitzewallungen und Schüttelfrost. Dann folgen Krampfanfälle und das wirklich gefährliche Stadium: ein tierähnlicher Zustand mit allen Anzeichen der Blutgier. Starre, elliptische Pupillen, permanent ausgefahrene Fangzähne, unstillbarer Hunger nach Blut. Kann jemand in diesem Zustand seinem Trieb voll nachgeben, wird er mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zum Rogue mutieren. Bleibt er weiter Crimson-Konsument“, er zeigte auf die Autopsiefotos, „dann läuft es hierauf hinaus.“

Dante fluchte. Zum einen frustrierte ihn der Gedanke an die Massenhysterie, die bald in den Vampirreservaten ausbrechen würde. Außerdem war ihm klar geworden, dass der Junge im Blutrausch, den er heute Nacht getötet hatte, einer dieser jungen Vampire im Crimsonrausch gewesen war. Er hatte ihn extrem heftig angegriffen, also hatte Dante ihn ausgeschaltet, aber dabei hatte er ein ungutes Gefühl gehabt.

„Diese Droge, Crimson“, sagte Dante. „Irgendeine Idee, woher das Zeug kommt, wer es herstellt oder verbreitet?“

„Wir wissen nicht mehr als das, was ich Ihnen eben referiert habe.“

Dante sah Lucans ernste Miene und verstand, worauf die Sache hinauslaufen würde. „Ach, also das ist unser Job?“

„Die Dunklen Häfen haben uns um Unterstützung gebeten.

Es geht darum, vermisste Zivilisten zu identifizieren und wenn möglich jeden Vermissten, den wir bei unseren nächtlichen Streifzügen aufgreifen, zurückzubringen. Davon abgesehen ist es natürlich in unser aller Interesse, dass mit Crimson sowie seinen Herstellern und Dealern Schluss gemacht wird. Ich denke, wir sind uns alle darin einig, dass es das Letzte ist, was wir brauchen

-  noch mehr Vampire, die zu Rogues mutieren.“

Dante und die anderen nickten.

„Wir wissen die Hilfsbereitschaft des Ordens in dieser Sache sehr zu schätzen. Ich danke Ihnen allen“, sagte Chase und sah dabei nacheinander jeden einzelnen Krieger an. „Aber da ist noch etwas, wenn Sie erlauben.“

Lucan nickte dem Agenten kurz zu und bedeutete ihm, fortzufahren.

Chase räusperte sich. „Ich möchte in dieser Operation eine aktive Rolle übernehmen.“

Eine lange, schwere Stille breitete sich aus, als Lucan das Gesicht verzog und sich in seinem Stuhl am Kopfende des Tisches zurücklehnte. „In welchem Sinn aktiv?“

„Ich will ein oder mehrere Mitglieder des Ordens begleiten, um die Operation persönlich zu überwachen und bei der Bergung der vermissten Individuen mitzuwirken.“

Nikolai, der auf Dantes anderer Seite saß, prustete vor Lachen los.

Gideon fuhr mit den Fingern durch sein kurz geschorenes Haar, dann warf er seine blassblaue Sonnenbrille auf den Tisch.

„Wir nehmen auf unsere Operationen keine Zivilisten mit. Das haben wir nie getan und werden es auch nie tun.“

Selbst der stoische Tegan, der während des gesamten Treffens kein einziges Wort von sich gegeben hatte, äußerte nun sein Missfallen. „Sie werden nicht einmal das Ende Ihrer ersten Nacht überleben, Agent“, stellte er teilnahmslos fest. Es war nur die nackte Wahrheit.

Dante zeigte sein Missfallen nicht, er war sicher, dass Lucan, der dem Agenten in der Hierarchie übergeordnet war, ihn schon mit einem autoritären Blick zum Verstummen bringen würde.

Aber Lucan wies die Idee nicht sofort zurück. Er erhob sich, die Fäuste auf den Rand des Konferenztisches gestützt.

„Lassen Sie uns allein“, sagte er zu Chase. „Meine Brüder und ich werden Ihr Gesuch unter uns diskutieren. Das Treffen ist hiermit beendet, Agent Chase. Sie können in Ihr Reservat zurückkehren, um unsere Entscheidung abzuwarten. Ich werde mit Ihnen in Verbindung bleiben.“

Auch Dante und die anderen Krieger erhoben sich. Dann, nach einer langen Weile, stand auch der Agent auf und nahm seine glänzende Aktentasche vom Boden. Dante trat einen Schritt vom Tisch zurück. Als Chase versuchte, an ihm vorbeizugehen, wurde sein Weg von Dantes massiger Schulter blockiert, sodass er gezwungenermaßen stehen bleiben musste.

„Leute wie Sie nennen uns Wilde“, sagte Dante schroff.

„Und dann kommen Sie her, geschniegelt und gebügelt in Schlips und Anzug, und bitten uns um Hilfe. Lucan spricht für den Orden, und wenn er sagt, dass wir bei diesem kleinen Problem euren Arsch retten sollen, dann reicht mir das. Aber das muss nicht heißen, dass ich es gut finde. Das muss auch nicht heißen, dass ich Sie mag.“

„Ich habe nicht vor, hier einen Beliebtheitswettbewerb zu gewinnen. Und wenn Sie zu meiner vorgeschlagenen Rolle in dieser Untersuchung irgendwelche Einwände haben, dann bitte ich Sie, diese auszusprechen.“

Dante lachte auf, überrascht von dieser Herausforderung. Er hätte nicht gedacht, dass der Knabe es in sich hatte. „Nun, ich bin nicht der Typ, der um den heißen Brei herumredet, Agent Chase -  ’tschuldigung, Special Agent.  Was ich tue, was alle hier in diesem Raum jede Nacht tun, ist ein harter, dreckiger Job.

Wir kämpfen. Wir töten. Und wir veranstalten garantiert kein Touristenprogramm für irgendwelche weichgespülten Agenten aus den Vampirreservaten, die auf unsere Kosten, auf unserem Blut und Schweiß, politisch Karriere machen wollen.“

„Ich kann Ihnen versichern, dass das nicht in meiner Absicht liegt. Alles, worum es mir geht, ist mein Anteil daran, die Individuen, die in meiner Gemeinschaft vermisst werden, zu lokalisieren und zu bergen. Wenn der Orden dabei den Vertrieb der Droge Crimson stoppen kann, umso besser. Für alle Mitglieder unserer Spezies.“

„Und wieso glauben Sie, dass Sie auch nur im Entferntesten die Fähigkeiten mitbringen, die Sie brauchen, um mit uns auf Streife zu gehen?“

Agent Chase sah durch den Raum, vermutlich um sich von einem der um den Tisch versammelten Krieger Bestätigung zu holen. Es war still. Nicht einmal Lucan machte sich für ihn stark.

Dante kniff die Augen zusammen und lächelte, fast hoffte er, die Stille würde den Agenten vertreiben. Ihn mit eingeklemmtem Schwanz in sein ruhiges, kleines Reservat zurückschicken.

Dann könnten Dante und der Rest des Ordens sich endlich wieder ihrer Aufgabe zuwenden, die Rogues auszulöschen -  ohne ein verdammtes Publikum, das womöglich auch noch über ihre Abschusszahlen Buch führte.

„Ich habe einen Bachelor-Abschluss in Politikwissenschaften von der Columbia Universität“, sagte Chase schließlich. „Und wie mein Bruder und mein Vater vor mir habe ich in Harvard Jura studiert, wo ich meinen Abschluss als Jahrgangsbester absolviert habe. Außerdem bin ich in drei Kampfsportarten geschult und habe auf elfhundert Fuß eine Trefferquote, die mich als versierten Scharfschützen ausweist. Letzteres ohne die Hilfe eines Zielfernrohrs.“

„Ist das so?“ Die Aufzählung war schon eindrucksvoll, aber Dante verzog trotzdem keine Miene. „Dann sagen Sie mir doch mal, Harvard, wie oft haben Sie Ihre Kampfsportausbildung oder Ihr Waffentraining schon außerhalb des Unterrichts eingesetzt? Wie viel von Ihrem Blut haben Sie schon vergossen? Wie viel haben Sie Ihren Feinden im Kampf genommen?“

Der Agent hielt Dantes ausdruckslosem Starren stand, sein eckiges, glatt rasiertes Kinn hob sich eine Nuance. „Ich habe keine Angst davor, mich auf der Straße zu bewähren.“

„Das ist gut“, knurrte Dante, „das ist wirklich gut. Denn wenn Sie daran denken, mit einem von uns hier zum Tanz zu gehen, dann werden Sie sich weiß Gott bewähren müssen.“

Chase entblößte die Zähne zu einem angespannten Lächeln.

„Ich danke Ihnen für die Warnung.“

Er ging an Dante vorbei, wobei er ihn streifte, murmelte Lucan und den anderen eine Verabschiedungsfloskel zu und verließ das Labor, wobei er seine Aktentasche fest umklammert hielt.

Als sich die Flügel der Glastür hinter dem Agenten geschlossen hatten, knurrte Niko in seinem sibirischen Dialekt einen Fluch. „Was für ein Schlamassel. Ein Bürohengst aus dem Dunklen Hafen, der denkt, er hat das Zeug dazu, mit uns auf Streife zu gehen.“

Dante schüttelte den Kopf, er war derselben Meinung, aber seine Gedanken kreisten um etwas anderes, das genauso beunruhigend war. Oder noch beunruhigender.

„Ich bin heute Nacht in der City angegriffen worden“, sagte er und sah in die angespannten Gesichter seiner Brüder. „Ich dachte erst, es wäre ein Rogue, er war vor einem Club auf Beutefang. Ich habe den Dreckskerl angegriffen, aber er war nicht so einfach zu besiegen. Schließlich musste ich ihn bis ans Flussufer verfolgen, und dort bin ich dann wirklich in einen schönen Schlamassel geraten. Eine ganze Gruppe von Scheißkerlen hat mich angegriffen. Sie waren schwer bewaffnet.“

Gideon warf ihm einen strengen Blick zu. „Verdammt, D.

Warum hast du nicht Meldung gemacht und Verstärkung angefordert?“

„Dazu war keine Zeit. Ich hatte Mühe, meinen Arsch zu retten“, sagte Dante und rief sich erneut die Bösartigkeit des Angriffs ins Gedächtnis. „Die Sache ist die, dieser Bastard, den ich da runtergejagt habe, hat gekämpft wie ein Dämon. Er war einfach nicht zu stoppen, wie ein Gen-Eins-Rogue. Und Titan hat bei ihm nicht gewirkt.“

„Wenn er ein Rogue gewesen wäre“, sagte Lucan, „hätte das Titan ihn auf der Stelle verätzt.“

„Genau“, stimmte Dante zu, „er zeigte alle Anzeichen fortgeschrittener Blutgier, aber er war noch nicht zum Rogue mutiert.

Und da ist noch etwas. Könnt ihr diesen rosafarbenen Schaum auf Chases Leichenhausfotos sehen? Dieser Kerl, der hatte ihn auch im Gesicht.“

„Verdammt.“ Gideon hob die Fotos auf und zeigte sie den anderen Kriegern. „Zusätzlich zu unserem ständigen Rogueproblem müssen wir uns jetzt auch noch mit Vampiren auf Crimson abgeben. Wie sollen wir die denn in der Hitze des Gefechts auseinanderhalten?“

„Das können wir nicht“, sagte Dante.

Gideon zuckte die Achseln. „Auf einmal scheinen die Dinge nicht mehr so eindeutig.“

Tegans Miene war ruhig und beherrscht. Er lachte trocken auf. „Erst vor ein paar Monaten sind unsere Scharmützel mit den Rogues zu einem Krieg geworden. Da ist nicht viel Platz für Unklarheiten und halbe Sachen.“

Niko nickte zustimmend. „Wenn mir so ein Scheißkerl über den Weg läuft, ob Crimson-Junkie oder Rogue, kann er sich auf eins gefasst machen: den Tod. Sollen es die in den Dunklen Häfen doch hinterher aussortieren.“

Lucan wandte seine Aufmerksamkeit Dante zu. „Was ist mit dir, D.? Bist du dabei?“

Dante verschränkte die Arme vor der Brust. Mehr denn je sehnte er sich nach seiner Dusche und danach, dass diese Nacht endlich ein Ende nahm. Es war mit ihr bergab gegangen, seit er den Fuß aus dem Bett gesetzt hatte.

„Was wir über Crimson wissen, und das ist nicht viel, klingt nicht gut. All diese vermissten Zivilisten, es werden ständig mehr, das wird bei der Bevölkerung der Dunklen Häfen Panik auslösen. Schlimm genug, dass wir diese Crimson-Konsumenten als neues Problem haben. Aber kann sich einer von euch vorstellen, was passiert, wenn eine Schar Agenten aus den Reservaten auf den Straßen herumläuft und auf eigene Faust versucht, Vermisste zu identifizieren und in Gewahrsam zu nehmen?“

Lucan nickte. „Damit wären wir wieder bei Agent Chase und seinem Gesuch, an der Operation teilzunehmen. Er ist mit ganz ähnlichen Befürchtungen zu uns gekommen -  es gilt, eine Massenpanik zu vermeiden und trotzdem die Vermissten zu bergen und eine schnelle und effiziente Lösung für das Problem zu finden, das Crimson für den Stamm offensichtlich darstellt. Ich denke, er könnte für uns auch ein Vorteil sein. Nicht nur bei der Operation selbst, sondern auch auf seinem Territorium, in den Reservaten. Es kann dem Orden nicht schaden, einen Verbündeten in den Dunklen Häfen zu haben.“

Dante konnte sich ein ungläubiges Knurren nicht verkneifen.

„Wir haben die nie gebraucht. Seit Jahrhunderten retten wir ihre kleinen blanken Ärsche, Lucan. Sag mir nicht, dass wir jetzt anfangen, uns bei ihnen anzubiedern. Verdammt noch mal!

Wenn wir sie erst mal bei unserem Job mitmachen lassen, müssen wir doch bald jedes Mal um schriftliche Genehmigung ersuchen, wenn wir nur zum Pissen wollen.“

Er war zu weit gegangen. Lucan sagte nichts, aber ein Blick in die Runde und dann zur Tür schickte alle außer Dante aus dem Raum. Unglücklich starrte Dante den weißen Marmorfußboden unter seinen durchweichten Stiefeln an und ahnte, dass er sich eine derbe Rüge eingehandelt hatte.

Niemand verlor in Lucans Gegenwart ungestraft die Beherrschung.

Er war der Anführer des Ordens. Das war er schon seit der ursprünglichen Gründung des Elitekaders von Stammeskriegern vor fast siebenhundert Jahren, lange ehe Dante und die meisten anderen derzeitigen Mitglieder überhaupt geboren waren. Lucan war ein Vampir erster Generation. Er hatte die Gene der Alten im Blut, jener Wesen aus einer anderen Dimension, die vor Jahrtausenden auf diesen Planeten gekommen waren, sich mit Menschenfrauen gepaart und so die erste Generation des Mitternachtsstammes gezeugt hatten. Gen-Eins-Vampire wie Lucan waren heutzutage selten geworden. Aber sie waren immer noch die mächtigsten -  und reizbarsten -  von allen Angehörigen des Vampirvolks.

Er war Dantes Mentor, ein wahrer Freund, wenn Dante sich erdreisten durfte, den legendären Krieger so zu bezeichnen.

Aber das hieß nicht, dass Lucan ihn nicht zur Schnecke machte, wenn er glaubte, dass Dante es nötig hatte.

„Die PR der Dunklen Häfen geht mir genauso am Arsch vorbei wie dir“, sagte Lucan, die tiefe Stimme beherrscht und kühl. „Aber diese Droge macht mir Sorgen. Wir müssen herausfinden, woher sie kommt, und die Verteilerkette lahmlegen. Das ist zu wichtig, um es den Leuten aus den Reservaten zu überlassen. Wenn wir dadurch, dass Agent Chase ein paar Nächte Krieger spielen darf, gewährleisten können, dass die Operation geheim und im Rahmen bleibt, bis wir die Situation unter Kontrolle haben, und zwar zu unseren Bedingungen, dann müssen wir das in Kauf nehmen.“

Dante öffnete den Mund, um mit einem weiteren Gegenargument zu kontern, aber Lucan hob eine schwarze Augenbraue und brachte ihn damit zum Verstummen, noch ehe ihm das erste Wort über die Lippen gekommen war.

„Ich habe beschlossen, dass du es bist, mit dem Agent Chase auf Streife gehen wird.“

Dante biss sich auf die Zunge. Er wusste, Lucans Entscheidung stand unwiderruflich fest, er würde nicht mit ihm darüber diskutieren.

„Ich habe dich ausgewählt, weil du der Beste für den Job bist, Dante. Tegan würde den Agenten wahrscheinlich sofort umbringen, einfach weil er ihm auf die Nerven geht. Und Niko ist zwar ein fähiger Krieger, aber er hat nicht deine jahrelange Erfahrung auf der Straße. Pass auf, dass der Agent nicht in Schwierigkeiten kommt, aber lass dabei das eigentliche Ziel nicht aus den Augen: unsere Feinde auszulöschen. Ich weiß, du wirst mich nicht enttäuschen. Das hast du noch nie getan. Ich werde Chase kontaktieren und ihn wissen lassen, dass seine erste Tour morgen Abend beginnt.“

Dante nickte stumm. Jetzt, wo ihm die Empörung heiß durch die Adern schoss, wagte er nicht zu sprechen. Lucan schlug ihm auf die Schulter, als wollte er ihm bedeuten, dass er Dantes kochenden Ärger verstand, dann ging er aus dem Labor.

Einen Moment lang konnte Dante nur dastehen, seine Kiefer so schmerzhaft aufeinandergepresst, dass seine Backenzähne schmerzten.

Hatte er, als er das Gelände betreten hatte, wirklich geglaubt, diese Nacht könnte nicht mehr schlimmer werden?

Da hatte er sich verdammt noch mal ordentlich getäuscht.

Nach allem, was er in den vergangenen zwölf Stunden durchgemacht hatte, kriegte er nun auch noch diesen ungewollten Babysitterjob als krönenden Abschluss. Offenbar musste er seine Definition von „Rettungslos verfahrener Scheiße“ noch einmal ganz neu überdenken.

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